Ende Januar waren wir im Mon Repos Conservation Park. Darauf hatte ich schon seit Wochen gewartet. Endlich hatte ich eine Chance Schildkröten schlüpfen zu sehen.
Leider hatten wir gar nicht so viel Zeit in Bundaberg, wie ursprünglich geplant, denn wir hatten einen Termin in Brisbane. Also musste es an diesem Abend klappen.
Wir sind mittlerweile ziemlich lazy und machen nicht gerne Pläne. Deshalb haben wir erst am gleichen Tag die Tickets gebucht. Es war Wochenende und der Samstag war schon ausgebucht. Gut das wir es Freitag noch rechtzeitig nach Bundaberg geschafft haben. Übrigens sind alle Wochenenden im Februar schon fast ausgebucht. Mein Empfehlung lautet also werktags und im voraus buchen. Hier geht’s zum Buchungswebseite.
Der Ablauf
Es können an einem Abend bis zu 300 Besucher dort sein. Die Besucher werden in der Reihenfolge der Buchung in Gruppen eingeteilt. Natürlich waren wir dann in Gruppe 4 und damit als Vorletzte an der Reihe. Auch dafür lohnt sich also frühes buchen.
Ab 19 Uhr ist Einlass und ab dann kann es auch schon losgehen. Noch während wir angestanden haben, wurde die erste Gruppe aufgerufen. Anscheinend sind schon die ersten Schildkröten-Babies (Hatchlings) geschlüpft.
Während dem Abend patrollieren Ranger und Volunteers am Strand und melden per Funk, wenn eine Schildkröte zum Eierlegen an den Strand kommt oder Hatchlings schlüpfen. Man wartet im Information Centre und kann sich Infos über Schildkröten anschauen oder schaut Dokumentationen im Außenbereich. Es gibt einen Imbisswagen der bis 23 Uhr geöffnet hat.
Wir haben bis kurz nach 22 Uhr gewartet, dann ging es los zum Strand. Im Dunkeln denn nur der Guide darf seine Taschenlampe benutzen. Schildkröten orientieren sich am Licht und können durch künstliches Licht vertrieben werden. Man muss dich hinter ihm bleiben, da man sonst aus Versehen auf Hatchlings treten könnte.

Wir mussten uns im Kreis aufstellen und dann bekam jeder die Möglichkeit einen Hatchling anzufassen.
Nach 500 Metern haben wir die Stelle erreicht, an der nun zuvor geschlüpfte Hatchlings von den Rangern frei gelassen werden. Diese Hatchlings sind an einer sehr felsigen Stelle geschlüpft und so wären ihre Chancen gefahrlos ins Wasser zu gelangen ziemlich gering gewesen. Deshalb wurden sie eingefangen und am Strand wieder frei gelassen.
Vor der Freilassung wurden uns noch ein paar Hatchlings gezeigt und wir konnten den Bauch und die Flipper berühren. Das war so ein tolles Gefühl. Wenn man die Hatchlings in der Luft hält, haben sie das Gefühl im Wasser zu sein und paddeln was das Zeug hält.
Die Schildkröten sind über meine Füsse ins Meer gekrabbelt
Gut das wir unsere Stirnlampen mitgenommen hatten, denn wir durften uns mit ein paar anderen in eine Reihe stellen und einen Lichtunnel für die Hatchlings bilden. Denn die kleinen krabbeln zur hellsten Lichtquelle. Was normalerweise das Weißwasser im Meer sein sollte, auch in dunklen Nächten ist der Horizont immer etwas heller. Leider gibt es immer mehr Lichtverschmutzung, die die kleine Hatchlings und die brütenden Schildkröten irritiert. So haben wir uns hinter einander aufgestellt und auf die Füsse unseres Vordermanns geleuchtet.
Und dann gings los. Die Hatchlings sind mit Vollspeed losgekrabbelt. Durch meine Beine und über meine Füsse. Das war vielleicht ein geniales Gefühl. Und nach 10 Minuten waren, bis auf zwei. alle im Meer verschwunden. Diese beiden wollten einfach nicht so richtig und werden nochmal untersucht, ob ihr Fitnesszustand ausreichend ist.
Die Nesträuber
Danach wurde das Nest noch untersucht. Ein Ranger gräbt mit den Fingern das Nest aus, um zu gucken, ob ein Hatchling den Weg nach oben nicht geschafft hat und um die Eier zu zählen.
Dieses Mal waren sogar noch 12 Hatchlings im Nest, ein paar davon sogar unter den Eierschalen. Diese hätten den Weg nach oben nie alleine geschafft. Wenn die Ranger ein Nest nicht rechtzeitig ausgraben konnten, finden sie häufig tote Hatchlings.
Insgesamt haben 114 Hatchlings den Weg ins Meer auf sich genommen, ein paar Eier waren nicht entwickelt und ein paar sind nicht geschlüpft. In jedem Nest befindent sich ein Nest-Tag. Darauf stehen die Daten wann und welche Schildkröte diese Eier gelegt hat. All diese Daten werden gesammelt, sie liefern Erkenntnisse über die Population und das Verhalten der Schildkröten.
Die Eiablage
Am Mon Repos Beach legen ca. 360 Loggerhead Turtles, ein paar Green Turtles und eine Flatback Turtle ihre Eier ab. Jede dieser Schildkröten legt so 3-5 Mal in einer Brutsaison ihre Eier ab. Dafür kommt sie aber nur alle 3 bis 7 Jahre zum Eierlegen. Bei der Eiablage ziehen sich die weiblichen Tiere in der Nacht mit ihren Flossen über den Sandstrand und graben eine etwa 30–50 cm tiefe Grube, in die sie die Eier legen. In dieser Zeit sind oft Schildkrötentränen zu sehen, das kommt von den Salzdrüsen hinterm Auge mit denen sie das Salz aus ihrem Trinkwasser filtern. Nachdem die Eier gelegt sind, vergräbt sie die Schildkröte und macht sich auf den Weg zurück ins Meer. Die Sonne brütet die Eier aus. Bei höheren Temperaturen entwickeln sich Weibchen. Bei niedrigeren, Männchen.
Die verlorenen Jahre
Es ist noch nicht ganz klar, wohin die Schildkröten nach dem Schlüpfen schwimmen. Man nennt die erste Zeit auch die verlorenen Jahre. Die Hatchlings schwimmen ca. 3 Tage bis sie in tiefere Gewässer kommen, da sind sie einigermaßen sicher vor Fressfeinden. Dann ist ihre Energie die sie aus ihrem Eidotter haben aufgebraucht und sie beginnen alles zu fressen, was sie vor die Nase bekommen, Quallen und andere wirbellose Tiere.
Grob geht ihre Reise über den Ozean mit dem East Australian Current über Neuseeland an die Südamerikanische Küste. Dort wurden in Mon Repos markierte Hatchlings entdeckt. Dann geht ihre Reise weiter immer mit dem großen Strom bis sie nach ca. 16 Jahren als Juveniles (Jugendliche) wieder in Australien auftauchen. Dort suchen sie sich dann ein Futtergebiet z.B. in der Moreton Bay. Sie bleiben dort bis sie mit ca. 30 Jahren geschlechtsreif werden. Sie suchen dann anhand des Erdmagnetfeldes ihre Paarungs- und Brutstätten auf und der Kreislauf beginnt von vorne.
Tipps für deinen perfekten Turtle Encounter
- Buche die Tour frühzeitig, vor allem fürs Wochenende
- Dezember ist die Haupt-Brutsaison
- Februar ist die Haupt-Schlüpfsaison
- Übernachte in der Nähe, die Tour geht bis nachts um 2 Uhr
- Vor Ort ist Camping verboten, der nächste Campingplatz ist in Burnett Heads (sehr basic)
- Nimm eine richtige Taschenlampe mit, benutzen darfst du sie aber nur während dem Lichttunnel
- Denk an eine Windjacke oder einen Hoodie, es wird frisch
- Nimm dir Trinkwasser mit, dort gibt es keins
- Vergiss dein Mückenspray nicht, die Moskitos sind unbarmherzig
Geheimtipp:
In Burnett Heads gibt es einen kleinen Strand. Nur 50 bis 100 Meter breit. Dort kommt auch alle paar Tage eine Schildkröte zum Eierlegen vorbei. Es patrolliert ein Ranger, der dir gerne Fragen beantwortet. Du musst etwas Geduld haben, aber dafür bist du alleine und es kostet nichts.
Hi Dani!
Ein Artikel, der mich richtig neidisch macht! Bisher habe ich junge Schildkröten lediglich in einer Auffangstation gesehen (Sri Lanka), aber nicht in freier Wildbahn. Zwar war ich an einem entsprechenden Strand in Costa Rica, aber in der Nacht haben die Ranger einfach keine gesehen. Ob ich allein deshalb einfach nach Australien komme? 😉
Tolle Seite!
Liebe Grüße
Franziska
Hallo Franziska,
ich glaube es macht kaum einen Unterschied wo man die süßen Hatchlings sieht. Es ist einfach goldig, wie sie mit ihren kleinen Flippern um ihr Leben paddeln. Schade, dass du kein Glück hattest, aber so ist die Natur. Wir hatten ja auch kein richtiges Glück. Bei uns wurden Hatchlings, die an einer ungünstigen Stelle geschlüpft sind, freigelassen. Aber das Glück haben natürlich auch nicht alle Besucher.
Und es gibt noch tausend andere Gründe warum du unbedingt mal nach Australien kommen solltest. 🙂
Hey Dani!
Schön wieder einen Beitrag von dir zu lesen! Wir verfolgen euren Blog weiterhin, auch wenn wir leider schon auf dem Weg nach Hause sind. Aktuell für einen mehrtägigen Zwischenstopp in Singapur.
Die Hatchlings schlüpfen zu sehen steht definitiv auf unserer Bucket-List..! Das Eierlegen der Meeresschildkröten zu sehen war schon atemberaubend, das Schlüpfen der Kleinen stellen wir uns aber noch eine Spur genialer vor 😉
Wart ihr am Oaks Beach in Burnett-Heads – falls ja, hattet ihr auch da Erfolg?
Weiterhin das beste für euch!
Liebe Grüße
Rouven und Corinna
Hi ihr Beiden,
schade, dass ihr auf dem Heimweg seid, aber ich hoffe, ihr kommt noch mal wieder. 😉
Die kleinen Hatchlings zu sehen, war wirklich ein großer Traum von mir. Ich hoffe darauf nächstes Jahr Schildkröten beim Eierlegen zu sehen. Dann wahrscheinlich an der Westküste.
Am Oaks Beach waren wir schon, aber nicht nachts. Wir mussten leider weiter und waren nur eine Nacht in Burnett Heads.
Wir wünschen euch viel Spaß in Singapur und einen gut Heimflug. Ich hoffe ihr bekommt keinen Blues in Deutschland.
LG, Dani und Paul